Seit 60 Jahren ist dieses Geschäft bereits im Familienbesitz, doch die Käfigschaukel „Looping the Loop“ der Firma Marquis aus Schwerte ist noch viel älter. 90 Jahre hat sie sicher „auf dem Buckel“, doch vermutlich sind es sogar 92 Jahre. „Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um das erste Exemplar dieser Schaukel, das bei der Firma Achtendung in Köln gebaut wurde“, sagt Gilbert Marquis, der den Oldie seit 1995 betreibt.
Mit seiner achtständigen Schaukel, bei der von den Fahrgästen viel körperlicher Einsatz verlangt wird, um den gut gesicherten Stahlkäfig in Bewegung zu bringen, ist Marquis vorwiegend auf den Stammplätzen unterwegs, denn zum erfolgreichen Betreiben der Anlage braucht es Publikum, das das Geschäft kennt. „In den 1970er und 1980er Jahren waren auch die ruppigeren Leute bei uns zu Gast, doch heute ist das vor allem Familiensache“, sagt Gilbert Marquis. Häufig kämen Großeltern mit den Enkeln, die denen dann zeigen wollten, wo und wie sie früher auf der Kirmes schöne Stunden verbracht haben.
Der mit 18 Metern Front und acht Metern Tiefe gewiss nicht kleinen Loopingschaukel sieht man ihr Alter nicht an. „Mit einiger Sicherheit ist jedes bewegliche Teil schon einmal ausgetauscht worden“, macht Gilbert Marquis deutlich. Die Anlage wirkt nicht nur wegen ihrer frischen Farbgestaltung und des sehr gepflegten Gesamteindrucks auf der Höhe der Zeit. Und der Zuspruch auf den Stammplätzen wie Oberhausen, Menden, dem Münchner Oktoberfest, Bocholt, Bad Hersfeld und Soest, um nur einige zu nennen, bestätigt das. Wie viele Personen in den mehr als 90 Jahren ihres Bestehens schon beim „Looping the Loop“, früher auch als „Überschlagsschaukel“ aktiv waren, lässt sich nur schätzen. Aus der Mode gekommen ist sie nie.
Erster Besitzer in den 1930er Jahren war der Kölner Schausteller Adam Buntenbroich. Ihm gelang es auch, die Anlage in den Wirren des zweiten Weltkriegs gut zu verstecken, so dass sie nach dessen Ende unbeschadet weiterbetrieben werden konnte. Auf einem Foto ist am Geschäft auch der Name Heindrichs zu sehen, doch offizieller Zweitbesitzer wurde Mitte der 1950er Jahre die Firma Milz aus Köln, bevor das Geschäft Ende des Jahrzehnts zur Firma Schunk nach Kassel ging.
Dort wurde Karl-Heinz Marquis aus Schwerte auf die Anlage aufmerksam und kaufte es mit seiner Frau Meta, eine geborene Küchenmeister. Marquis baute sich eine erstklassige Tour auf und spielte zwischenzeitlich mit der Idee, eine leichtere, komplett auf einem Wagen montierte Variante der Schaukel aus Italien vom Hersteller Cosmont zu erwerben. Doch diesem Geschäft fehlte die Atmosphäre und vor allem die zentrale Kasse in der Mitte. Also blieb man beim arbeitsintensiven Exemplar, das in dieser Form längst einzigartig ist, wenngleich vermutlich sechs Exemplare gebaut wurden. Auch die 2012 von Marquis erworbene „Rhönrad-Schaukel“ der Firma Vorwieger aus Hannover, die man allerdings noch nie auf einem Festplatz aufgebaut hat, kann hier nicht „das Wasser reichen“.
Die vielen Teile der Käfigschaukel (laut Schätzungen von Gilbert Marquis dürften es mehr als 500 sein) finden auf einem Transport Platz. Auf- und Abbau bleiben jedoch schwere Handarbeit. Verständlich, dass sich die Auftritte im Jahr auf lukrative Veranstaltungen beschränken, auf denen man gut eingeführt ist. Und somit war schon Vater Karl-Heinz Marquis parallel noch mit einem Ringwerfen unterwegs. Gilbert Marquis, der seit 1990 selbstständig ist, begann mit einem „Fadenziehen“. Eine Zeit lang wurden auch Kokosnüsse angeboten. Seit 2004 ist noch ein Crepes-Stand hinzugekommen
„Holz benötigt Pflege. Man muss immer dran bleiben“, sagt Gilbert Marquis über sein Geschäft, bei dem er von seiner Frau Andrea und Sohn Gilbert jun., der in Kürze mit dem Pink Date-Spiel „Buddy Bear“ startet, tatkräftig unterstützt wird. Auch während der Corona-Pause wurde kräftig in die Anlage investiert. So ersetzte man die Gondeln. Auch die atmosphärisch sicher viel passenderen Glühbirnen wurden gegen LED-Leuchtmittel getauscht, so dass der Sprung in die Zukunft beim Thema Energiesparen bereits geschafft ist. Damit darf man davon ausgehen, dass die Firma Marquis mit ihrem „Looping the Loop“ nicht nur das 100-jährige Jubiläum feiern will.
Quelle: Kirmes und Park Revue, Markus Wasmuth