Sonntag, 15 Dezember 2024 10:38
Ein 100 Jahre altes Riesenrad
Oskar Niemeyer
Marlon Klaasen hat das Fahrgeschäft extra für den Hamelner Weihnachtsmarkt liebevoll restauriert
Ein Riesenrad, das 100 Jahre alt ist? Dabei denken viele wahrscheinlich an ein rostiges Metallgestell, in das sich keiner mehr hineinsetzt. Beim Hamelner Weihnachtsmarkt wird es anders sein: Marlon Klaasen hat sein Riesenrad extra für diesen Anlass aufwendig restauriert und erzählt eine spannende Geschichte.
Marlon Klaasen erzählt die Geschichte seines besonderen Riesenrads.FOTO: Oskar Niemeyer
Der Aufbau des Hamelner Weihnachtsmarkts läuft auf Hochtouren. Zwischen Metallstreben, Holzbalken und Kabeln tummeln sich Menschen und hantieren mit allerlei Werkzeug. Unter ihnen ist auch der Rintelner Marlon Klaasen mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Er steht vor einem Riesenrad, um genau zu sein, seinem Riesenrad, welches in bunten Farben strahlt und glänzt. Auf den ersten Blick lässt hier nichts erahnen, wie alt dieses Fahrgeschäft tatsächlich ist: Baujahr 1924, also 100 Jahre. Das ganze Jahr lang hat Klaasen es restauriert. Bei einem Gespräch während der Aufbauarbeiten erzählt er die Geschichte, die mit dieser Attraktion verbunden ist. Klaasen leitet einen Familienbetrieb, und zwar in siebter Generation. Schausteller ist sein Hauptberuf, allerdings nicht im klassischen Sinne, wie er erzählt. Vielmehr zeichne sich sein Betrieb durch speziellere Projekte aus. Er deutet auf das Riesenrad. Ein ganzes Jahr lang habe Klaasen das Fahrgeschäft „liebevoll“ restauriert. Ganz individuell für Hameln, was auch die Malereien auf der Vorderseite zeigen: das Hochzeitshaus, die Osterstraße und allen voran der Rattenfänger. Seit einem Jahr ist Klaasen der Eigentümer, dabei habe sich das Fahrgestell schon immer in Familienbesitz befunden. „Das kann man nicht auf Kleinanzeigen kaufen“, sagt er und lacht. Sein Ururgroßvater habe das Riesenrad, damals in den 20er-Jahren, bei einem Stahlbauer aus Chemnitz erworben. Im Laufe der Jahre seien einzelne Teile aber verloren gegangen. Als der Bruder seines Großvaters dann aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrte, habe dieser nach den Einzelteilen geforscht, erzählt er weiter. In einer Scheune in Rinteln wurde die Orgel gefunden, die zu dem Riesenrad gehört. „Andere Teile waren hier in der Region verstreut.“ So wurden die Gondeln in den 60er-Jahren in Hameln wiederentdeckt. „Wie so ein Legokasten“ hätten sich die Teile über die Jahre und mithilfe der Verwandtschaft wieder zusammengefunden.